Ein Wort zum Jahresende

31.12.2015 10:21
Die Ostkinder unter Euch erinnern sich noch, wie wir schallend lachten, als der Weihnachtsengel zur Jahresendflügelfigur mutierte? Da dachten wir, schlimmer kann es nicht mehr kommen. Aber es gibt heute tatsächlich noch einen drauf!
Meine amerikanischen Kollegen machten mich darauf aufmerksam, dass es in diesen Zeiten unschicklich sei, sich frohe Weihnachten zu wünschen, denn schließlich wisse man ja nicht, ob sein Gegenüber Christ oder anderen Glaubens sei. Daher heißt es in den USA nun nicht mehr, wie wir in der Schule alle lernten, "Merry Christmas and a Happy New Year", sondern "Happy Holidays". Und die Kinder machen auch keine Weihnachtsfeiern an den Schulen, sondern Jahresendfeiern. 
 
Wenn man hierüber nur ein ganz klein wenig nachdenkt, sieht man früher oder später den großen Riss in der globalen Schüssel - wenn einerseits die Welt in immer mehr Kriegen, Umwelt- und Klimakatastrophen zu versinken droht, die Schere zwischen Arm und Reich sich unaufhaltsam weiter öffnet und wir unser gesamtes Alltagsleben einem Miniprozessor im Telefon überlassen und wenn dann andererseits der Mensch denkt, mit Begrifflichkeiten den ganzen Quark wieder gerade zu rücken.
 
Daher rufe ich das Jahr 2016 zum Jahr der politischen Unkorrektheit aus!
 
Lasst uns Weihnachten und Ostern feiern, für die Rückkehr des "Zwarte Piet" zum Potsdamer Sinterklaasfest kämpfen, rotes Fleisch essen, alle gesundheitsüberwachenden Funktionen unserer Smartphones abschalten, die Einladungen zur Mammografie ebenso ignorieren wie vorsorgliche Magen- und Darmspiegelungen, lasst uns feiern, dabei Alkohol statt Mineralwasser trinken, rassistische Witze erzählen, weiße Menschen weiß und schwarze Menschen schwarz nennen. Lasst uns Ampelmännchen und Herrenfahrräder auf Straßen und Kreuzungen malen, verweigert Euch der geschlechtsneutralen Sprache! Ich bin für die Wiedereinführung von altmodischem Rollenverhalten, denn es tut so verdammt gut, wenn Männer Frauen ungestraft Komplimente machen dürfen!
 
Mal im Ernst:
Wir alle mussten inzwischen erfahren, was echte Probleme und massive Einschläge im Leben bedeuten. Mein Jahr 2015 war ein überdurchschnittlich Gutes. Ich weiß, dass viele von Euch ein beschissenes Jahr hinter sich haben und nichts lieber als einen dicken Haken daran machen möchten. Lasst uns im neuen Jahr auf das konzentrieren, was wirklich wichtig ist im Leben und uns gegenseitig stützen, wenn wir es nötig haben.
 
Fröhliche Weihnachten und einen guten Rutsch uns allen!