Überall ist Lennè - oder Persius

04.01.2015 22:31


Heute nutzte ich die angekündigten fünf (!) Sonnenstunden, um mal einen neuen Blick auf Potsdam zu bekommen. Ich fuhr mit dem Bus zum Schloss Marquardt, guckte mir kurz Schlosspark und Strand an und wanderte (ja Chrissie: ich "wanderte"!!!) zurück nach Potsdam.

Das Schloss Marquardt hat sich übrigens mächtig ins Zeug gelegt, den Wettbewerb "Die schrecklichste architektonische Verhunzung" zu gewinnen.

Der Weg nach Potsdam führte dann durch die "Bornstedter Flur" - auf den ersten Blick eine Ansammlung von Wiesen und Weiden, viele sogar von olfaktorisch ziemlich präsenten Wiederkäuern bevölkert. Also etwas, durch das man so durchtrottet. Aber die Informationsschilder belehrten mich eines besseren: der große Lennè hat hier 1842  im Rahmen eines höchst-kaiserlichen Landschaftsprojektes eine Lindenalle gepflanzt, die - was Wunder - bis ca. 1944 schick war und danach den Weg alles nachkrieglichen, insbesondere alles russisch-besetzten (sprich: bergab) ging. Er und der olle Persius hatten Obsthaine angelegt, Hecken und Wege geplant und ein Türmchen errichtet, was irgendwie sichtachsentechnisch mit dem Ruinenberg und dem Pfingstberg kommuniziert. Und ich sah all diese Sichtachsen tatsächlich!!!

Also Lennè ist für damalige Verhältnisse schon überdurchschnittlich alt geworden, aber was der unterwegs alles so gestemmt hat, ist schon atemberaubend. Vor allem im Vergleich zu heutigen Projektlaufzeiten ...

Die Lindenallee wurde nach der Wende in mühevoller Kleinarbeit freigelegt, entmüllt, ein paar Linden wurden zurückgestutzt, viele gefällt und neu gepflanzt. Wenn man weiß, dass Linden bis zu 1000 Jahren alt werden können, ist das eine ehrenwerte Tat. Ich habe mir fest vorgenommen, zur Lindenblüte den Weg noch einmal zu gehen. Wer kommt mit?